Brücke Segerothstraße

Neubau einer Rad- und Gehwegbrücke über die Segerothstraße

Bauherr: RVR Regionalverband Ruhr Grün
Planung: F. Ahlbrecht, H. Scheidt, F. Kasprusch
Standort: Essen-Stadtmitte

Wettbewerb 2009, 2. Preis

 

Erläuterungen zum Entwurf

Bereits die Idee des linearen Parkes als Transformation der historischen Bahntrasse zu einem verbindenden Grünraum (oder grünen Verbindungsraum) beinhaltet das Potenzial, den enormen geschichtlichen Stellenwert dieser Infrastrukturlinie für strukturelle Veränderungen fruchtbar zu machen. Gleichzeitig wird das seiner Funktion beraubte Verkehrsbauwerk durch die Umnutzung mit neuer Bedeutung aufgeladen.
Diese Metamorphose soll sich im Konzept für die neue Brücke an der Segerothstraße deutlich manifestieren. Für diese Überlegungen ist wesentlich, dass es sich hier nicht nur um eine der vielen Brücken zwischen Essen und Duisburg handelt. Dieser Ort steht vielmehr in räumlich und visuell unmittelbar erfahrbarer Beziehung zum Universitätsstandort Essen und zur sich erneuernden Innenstadt. An diesem spezifischen Standort soll die neue Brücke mehr transportieren, als Personen von einer Seite zur anderen.
Sie ist gleichzeitig sichtbarer Ausdruck einer positiv gewerteten Veränderung. Sie ist gebauter Strukturwandel. Die Konstruktion hat sogenannte Tensegrities (von: tension und integrity) zum Vorbild.
Bei diesen Strukturen, die von dem russischen Konstruktivisten Karl Ioganson und später von Kenneth Snelson und Buckminster Fuller entwickelt wurden, werden Zugseile und Druckstäbe derart kombiniert, dass scheinbar schwerelos schwebende Raumstrukturen entstehen. Diese Konstruktion der neuen Brücke vereinigt spielerische Aspekte mit technischer Präzision. Das sich aufspannende Tragwerk ist ebenso raumgreifend wie filigran, aufsehenerregend wie bescheiden, frappierend wie logisch.
Mit relativ geringem Materialeinsatz wird eine maximale Wirkung erzeugt, und damit über das Kulturhauptstadt-Jahr 2010 hinaus an diesem Ort ein Zeichen gesetzt. Stadträumlich übernimmt die neue Brücke mit ihrer Höhenentwicklung eine wichtige Torfunktion an dieser Stelle zwischen dem Universitäts-/Segerothviertel und der Innenstadt; dabei wirkt ihre feingliedrige Konstruktion einer Barrierewirkung entgegen: Die Brücke verbindet nicht nur Ost und West – Essen (Bochum ...) und Duisburg - sondern auch Nord und Süd – Uni und City.
Der für die Konstruktion verwendete Stahl mag als Verweis auf die Geschichte der Stadt Essen und der Region gelesen werden. Für deren strukturellen Wandel steht der innovative Einsatz dieses Materials.